Wie können wir Burnouts und chronischen Stress vermeiden? Und wie stellen wir sicher, dass Arbeit uns nicht erschöpft, sondern uns stattdessen Energie gibt? Wellbeing-Expertinnen Elyse Nijsse (Psychosocial Safety Specialist und Gründerin von Unless) und Eva Elias (Mitbegründerin von Rituals, heute unter anderem Co-Creator von Mind Oasis) teilen ihre Ideen und Erfahrungen zum Wohlbefinden am Arbeitsplatz – sowie praktische Tipps, um sich auch langfristig gut zu fühlen.
Elyse: „Wellbeing bedeutet, dass man gesund ist und frei von Krankheit, aber auch, dass man Teil einer florierenden Umgebung ist – etwas, das größer ist als man selbst. In einem gut geführten Unternehmen gehen die Mitarbeitenden nach Hause mit dem Gefühl, sowohl zur Welt als auch zu sich selbst etwas beigetragen zu haben.
Aufmerksamkeit für Wellbeing kann dabei eine große Rolle spielen. Viel zu oft wird es erst dann thematisiert, wenn man bereits einen Burnout hatte oder versucht, wieder ins Arbeitsleben zurückzukehren. Doch Wellbeing sollte ein fester Bestandteil unserer Arbeit sein. Besser mit Stress umgehen, herausfinden, was einem Energie gibt – davon profitiert am Ende jeder.“
Mache es zum Standard
Eva: „Da bin ich ganz deiner Meinung. Schau, in unserer Kultur ist ‚Tun‘ der Standard. Wir sind stolz darauf, wenn wir viel zu tun haben. Das ist in Ordnung, aber lasst uns auch stolz auf unsere Momente der völligen Entspannung sein. Einfach mal nichts tun, wirklich eine Pause machen – selbst wenn es nur ein paar Minuten sind – ist unglaublich wichtig.
In vielen Unternehmen ist das immer noch ein Tabu. Man muss sich wirklich trauen, sich auszuruhen und vollständig zu entspannen. Mit Mind Oasis bieten wir unseren Gästen genau das: einen Ort, an dem sie sich vollkommen erholen können und erleben, welche Wirkung das auf sie hat.“
Elyse „Eine Führungskraft, die die Notwendigkeit von Ruhe und Entspannung erkennt, kann einen enormen Unterschied machen. Der beste Chef, den ich je hatte – in Australien –, plante morgens keine Meetings ein, weil die Wahrscheinlichkeit für gutes Surf-Wetter dann am höchsten war. Das wurde allgemein akzeptiert: Er lieferte immer ab, und wir wussten, dass ihn eine morgendliche Surfsession in die Lage versetzte, danach sein Bestes zu geben.
Aber er gab uns auch die Erlaubnis, regelmäßig einen Mental-Health-Day zu nehmen, zum Beispiel um ein paar Stunden in Ruhe spazieren zu gehen. Nach so einem Tag war man wirklich zehnmal produktiver bei der Arbeit.“
„In einem gut geführten Unternehmen gehen die Mitarbeitenden nach Hause mit dem Gefühl, sowohl zur Welt als auch zu sich selbst etwas beigetragen zu haben.“
Mit gutem Beispiel vorangehen.
Eva: „Natürlich! Es geht doch um das Ergebnis und nicht um die Stunden, die man arbeitet, oder den Ort, an dem man es tut, oder? Ich denke, die jüngere Generation ist dafür viel offener.
Aber auch für Führungskräfte gilt nach wie vor: Mach es einfach. Zeig es. Geh mit gutem Beispiel voran. So hilfst du deinen Mitarbeitenden, eine bessere Balance zu finden. Und dann wird nicht nur der Arbeitsplatz ein angenehmerer und produktiverer Ort, sondern auch die Welt drumherum.“
Elyse: „Absolut. Vielleicht der wichtigste Rat, den ich jeder Führungskraft geben würde: Zeige deine eigene Verletzlichkeit. Das wirkt auf deine Mitarbeitenden zugleich inspirierend und beruhigend. Es ist eine enorme Erkenntnis, wenn Menschen sehen, dass auch ihre Führungskräfte Stress erleben oder mit etwas kämpfen – und dass das völlig in Ordnung ist. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass sie dadurch lernen, besser mit ihren eigenen Unsicherheiten umzugehen.
Und wenn ich noch einen allgemeinen Tipp geben darf: Egal in welcher Position du arbeitest, stelle dich regelmäßig einer Herausforderung – mindestens zweimal pro Woche. Das kann eine Sportart sein, in der du nicht gut bist, oder das Lesen eines anspruchsvollen Buches – solange es wirklich herausfordernd ist und nichts mit der Arbeit zu tun hat.“
Eva: „Das ist ein schöner Gedanke. Wenn ich daran anknüpfen darf: Mein Rat wäre auch, herauszufinden, was dich wirklich entspannt. Für die einen ist es Meditation oder Yoga, für andere Kochen oder Spazierengehen. Was auch immer es ist – tu es. Mach es zu einem festen Bestandteil deines Lebens und deiner Routinen. Andernfalls wird es vom Alltag verdrängt, und du kommst nie dazu.
Und noch ein letzter praktischer Tipp: Check regelmäßig bei dir selbst ein. Frag dich: Wie geht es mir? Was fühle ich? Wenn du merkst, dass du gestresst bist, dass deine Atmung zu schnell geht, setz dich hin, lege deine Hände auf den Bauch und atme langsamer. Ein paar Minuten Ruhe, einfach kurz innehalten, können schon einen großen Unterschied machen.“
Wellbeing-Tipps
- Wellbeing sollte ein fester Bestandteil unserer Arbeit sein.
- Manchmal einfach nichts tun.
- Einen Mental-Health-Day nehmen.
- Lead by example – gutes Beispiel macht Schule.
- Zeige deine eigene Verletzlichkeit.
- Entdecke, was dich entspannt.